Alles und Nichts

FH vs. Uni

Posted in Studium by sebastianbauer on November 4, 2008

Kürzlich hat mir eine Freundin und BWL-Studentin erzählt, in welchem Unternehmen sie nach dem Studium einmal arbeiten werde.“Passt, und ich bin dann euer Pressesprecher!“, hab ich kurzerhand, nicht ganz ernst gemeint, geantwortet. „Nein, geht nicht, die nehmen nur Leute von der Uni.“

FH-Studenten werden von Kollegen, die ein „richtiges“ Studium an einer Uni machen, ja des öfteren belächelt. Zu wenig Theorie sei der Grund dafür. Oder dass diese zu vereinfacht sei. Und dass es nichts Praktischeres als eine gute Theorie gebe, weiß man ja spätestens seit Kurt Lewin (1890-1947).

Allerdings würde ich sagen, dass eine gute Theorie und deren Umsetzung vielleicht noch praktischer sind. Ich will Lewin hier keinesfalls in Frage stellen oder widerlegen, er hat sich dazu mit Sicherheit gründlichere Gedanken gemacht als ich. Aber schließlich kommt es im Berufsleben ja auch auf die Umsetzung des angeeigneten Wissens an. Und an einer FH lernt man neben der guten Theorie (wenn sich auch vereinfacht sein mag, heißt das ja nicht, dass sie gezwungenermaßen schlecht sein muss) genau das eben schon während der Studienzeit.

Vielleicht ist diese Minderschätzung solcher Studiengänge aber auf den österreichischen Raum beschränkt. Oder den deutschsprachigen. An der ESC Troyes in Frankreich zahlt man beispielsweise für einen Bachelor-Studiengang rund 5000€ Studiengebühren pro Jahr, für einen Master-Studiengang sogar über 6000€. Die dort angebotenen Studien sind ähnlich konzipiert wie österreichische FH-Studien, die Absolventen werden aber höher eingeschätzt als die von einer Uni.

Natürlich will ich hier Universitätsstudien nicht schlecht machen. Sind sie ja auch nicht. Aber ein bisschen mehr Anerkennung von FH-Studien wäre wünschenswert. Weniger unter den Uni-Studenten als unter zukünftigen Arbeitgebern. Zumindest die, die FH-Absolventen für schlechter ausgebildet halten, sollten dringend vom Gegenteil überzeugt werden.