Alles und Nichts

Wolfgang Lorenz oder warum sich das junge Publikum des ORF in Grenzen hält

Posted in Medien by sebastianbauer on November 8, 2008

Unglaublich, was sich gerade beim ORF-Dialogforum zum Thema „Public Media & Public Value im 21. Jahrhundert“ im Rahmen des Elevate abgespielt hat. Am Beginn nicht viel Unerwartetes, nicht langweilig, aber eben nicht sensationell.

Bis auf einmal Prof. Wolfgang Lorenz, der Programmdirektor Fernsehen des ORF, von einem „scheiß Internet“ zu reden beginnt. Hat er das gerade wirklich gesagt, „scheiß Internet“? Er hat! Und wird nicht müde es zu wiederholen, er redet sich geradezu in Ekstase. Die Jugend von heute sei nicht in der Lage sich richtig zu artikulieren. Außer in Postings im Internet. Und ihm sei es „scheißegal“, was wir in diesem Internet machen würden.

Auf heftigen Widerspruch aus dem Publikum und die Feststellung, dass man im Internet interessantere Angebote finden würde als sie der ORF biete, folgte der Sager des Abends. „Es ist mir scheißegal, ob Sie zuschauen oder nicht.“ Wortwörtlich hat er es so gesagt, der Programmdirektor des ORF.

Bis jetzt hab ich mir immer gedacht, der ORF wolle zwar die Jugend ansprechen und als Publikum für sich gewinnen, sei aber nur begrenzt in der Lage, ein adäquates Programm zu gestalten. Wenn nun aber der Programmdirektor sagt, es sei ihm „scheißegal“ (und er wurde nicht müde, dieses Wort zu wiederholen), was die Jugend interessiere, muss ich das wohl komplett neu überdenken und komme zu dem Schluss, dass der ORF kein solches Programm anbieten will.

Was mich im Grunde noch mehr schockiert hat, als die Aussage an sich, ist, dass er es so ausgesprochen hat. Wenn er das denkt, was er gesagt hat, ist er in dieser Position vielleicht einfach fehl am Platz. Aber dass er es ausspricht, noch dazu mit diesen Worten, finde ich eigentlich nur mehr… unglaublich… sensationell… peinlich.

Das Glück, das der ORF hat, ist, dass Lorenz schon mitte 60 ist und der einzigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Österreichs somit vermutlich nicht mehr allzu lange erhalten bleibt. Ansonsten wäre zumindest die TV-Sparte des ORF wohl über kurz oder lang dem Untergang geweiht…

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52 Antworten

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  1. intasiti said, on November 8, 2008 at 1:09 am

    Wahrlich eine unglaubliche Geschichte. Mein Mitleid gilt allen Redakteuren der ORF-Online-Sparte, sowie jedem einzelnen österreichischen Internet-Nutzer.

    Nach dem skandalösen Klaus Emmerich präsentiert uns der ORF also einen weiteren Ewiggestrigen.

    Weg mit solchen Leuten!

  2. Lukas Bauer said, on November 8, 2008 at 1:19 am

    alter schwede was ging denn mit dem ab??

  3. […] – music-photo-fashion- and other shitDer Orf und das InternetRegierungssitzung – Obama – BluescreenGobi Todic – Ein Brief ohne AbsenderFresh Fresh – es wird […]

  4. […] Wie Sebastian Bauer in seinem Blog berichtet, ist Wolfgang Lorenz bei einer Podiumsdiskussion der Faden vollkommen aus der Hand gerutscht. Ihm sei das “Scheiß Internet” egal und er sei gar nicht an einem jungen Publikum interessiert. Lest selbst nach. […]

  5. T. said, on November 8, 2008 at 3:08 am

    Stimme der Verzweiflung oder nur momentane Frustration? Spannend, dass Lorenz da nicht um den „Scheiß“ herumzutänzeln versucht. Aber: irgendwann wird der ORF lernen müssen auch ein junges Publikum an sich zu binden, bzw. irgendwie in Verbindung mit ihm zu treten. Vom Programm her tut man ja wirklich herzlich wenig in diese Richtung. Aber naja, wenns eh blunzn ist ob wir zuschauen.

  6. clemensticar said, on November 8, 2008 at 1:54 pm

    Ich war leider auch nur die letzten zehn Minuten bei dieser Veranstaltung – vielleicht mag mich jemand aufklären in welchem Zusammenhang dieses Statement getätigt wurde. In dem Blog-Eintrag wird es relativ lose dargestellt. Worum ging es denn eigentlich – wie reagierten die anderen Diskutanten? Das würde mich interessieren…

  7. Alexey said, on November 8, 2008 at 1:57 pm

    „Erfrischend“ wie man seine Inkompetenz so plakativ zur Schau stellen kann…

  8. Sabotage « cut, copy and paste said, on November 8, 2008 at 2:12 pm

    […] Sebastian Bauer durfte die Vorstellung in “echt” erleben & berichtet hier darüber… Herrlich! Posted by Alexey Filed in Medientheorie, whatever… Tags: Elevate, […]

  9. sebastianbauer said, on November 8, 2008 at 2:47 pm

    folgender kommentar ist sinngemäß zu verstehen, da ich die genauen wortlaute nicht mehr im kopf habe:

    angefangen hat es damit, dass der lorenz gesagt hat, dass die heutige jugend dokus, zB über atomkraft nicht mehr interessiere.

    antwort aus dem publikum: das sei klar, weil es kein aktuelles thema sei und es jeder schon kenne. auf aktuelle themen gehe der orf nicht ein.

    lorenz sagte, dass die jugend nicht mehr rebelliere, wie es in den 60ern und 70ern der fall war, und allgemein seine meinung nicht mehr kund tue.

    darauf natürlich wiederspruch aus dem publikum, dass man sich sehr wohl äußere, und zwar im internet, da das modern, praktisch usw. sei.

    worauf der lorenz geantwortet hat, dass ihn das internet nicht interessiere, dass es ihm „scheißegal“ sei, was dort geäußert werden würde und andere aussagen im zusammenhang mit dem wort „scheißegal“.

    feststellung aus dem publikum, dass das junge publikum den orf dann halt nicht mehr schauen und auch keine gebühren zahlen werde.

    darauf die aussage, dass es lorenz scheißegal sei, ob wir zuschauten oder nicht.

    die anderen diskutanten haben eigentlich nicht reagiert und wenn doch, haben sie hauptsächlich aussagefreien einheitsbrei verbreitet. mit ausnahme von heinz wittenbrink, der am anfang schon intensiv widersprochen hat, dann aber wohl eingesehen hat, dass das sinnlos ist.

    allerdings hab ich es nicht überraschend gefunden, dass sonst niemand wiedersprochen hat, da außer heinz und christiane von hahn (arte) alle vom orf und in der hierarchie wohl unter lorenz waren.

  10. clemensticar said, on November 8, 2008 at 2:51 pm

    Yes, jetzt erscheint die Aussage für mich noch viel tragischer als sie ohnehin schon war…

  11. georgholzer said, on November 8, 2008 at 3:29 pm

    Dann drehen wir eben den „Scheiß ORF“ ab. Ich lebe seit drei Jahren ganz gut ohne Fernsehen. Und dass sich daran bald etwas ändert, mag ich bezweifeln.

    Irgendwie verwunderlich, wie total gegensätzlich man in Deutschland vorgeht. Dort würden die öffentlich-rechtlichen Sender so gerne mehr im Internet machen, dürfen es aber nur sehr eingeschränkt. Warum? Weil man dort erkannt hat, dass man ohne das Web viele Medienkonsumenten nicht mehr erreicht.

  12. sebastianbauer said, on November 8, 2008 at 3:56 pm

    dazu muss ich sagen, dass karl pachner von orf online gesagt hat, dass er schon gerne mehr machen würde, aber dass es aus rechtlichen gründen nicht möglich ist. also im prinzip ähnlich wie in deutschland. ich glaube und hoffe, dass sich diese „scheiß internet“-haltung auf lorenz beschränkt und die anderen sich einfach nicht getraut haben, ihm zu widersprechen.

  13. SCHEIß INTERNET « Leichen der Zeit said, on November 8, 2008 at 4:17 pm

    […] Sebastian Bauer macht den Anfang, indem er die Äußerungen von Lorenz aufgreift und diese ohne jedes Gegenargument bloggt. Das ist noch nachvollziehbar, denn Lorenz war beleidigend und dagegen darf sich jeder, jederzeit wehren. Auch in einem Blog. […]

  14. michaelthurm said, on November 8, 2008 at 4:26 pm

    und diese Diskussion bestätig meine Annahme von der Katastrophalen Wirkung deines (@basti) Blogs noch mehr.
    georgholzer sprich übers Fernsehen wie Lorenz vom Internet.

    Blinde über Farbe…

  15. ueber den wolken | A2 Bau+Kunst said, on November 8, 2008 at 5:27 pm

    […] klaus emmerich hat jetzt auch wolfgang lorenz die abgehobenheit und realitaetsferne des staatsfunks dokumentiert. oder besser gesagt: […]

  16. ugugu said, on November 8, 2008 at 6:44 pm

    hossa! das geht ja zu und her bei euch drüben wie im wilden osten. schenkt dem man eine maxipackung baldrian und gut is.

  17. Valle said, on November 8, 2008 at 9:21 pm

    Hahaha… oh mann, des is a üble Gschicht. Dreist… Weiß wer ob man sich des im Internet wo anschauen kann??
    Grüße, Valle

  18. Moe said, on November 9, 2008 at 11:07 am

    Gut, man könnte jetzt ja sagen: Ist mir doch scheißegal, was der Lorenz so übers junge Publikum und das Internet denkt. Nur der gute Mann scheint zu vergessen, dass der ORF zu einem guten Teil von Zwangsgebühren lebt, die von jedem/r Fernsehbesitzer/in eingehoben werden und zwar unabhängig davon, ob man den Schmarrn konsumiert oder nicht. Von mir aus soll er senien seinen eigenen Fernsehsender aufmachen der sich ausschließlich an Senioren oder die Generation der Jugendlichen der 60er und 70er Jahre-richtet, aber in einem öffentlich rechtlichen Sender ist so jemand völlig untragbar. Nur wie gut stehen die Chancen, dass er seinen Posten räumen muss?

  19. Andreas Pischner said, on November 9, 2008 at 3:11 pm

    Ein Programmdirektor, der offfensichtlich das Wesen und die Bedeutung des Internets nicht begreift, der ist alleine deswegen schon für seinen Job ungeeignet – die Geringschätzung des jugendlichen Publikums ist da nur das Sahnehäubchen. Offensichtlich will Herr Lorenz weiterhin das Fernsehen machen, welches in den Siebzigern produziert wurde; mit den damaligen Mitteln, nach den damaligen Konventionen und für das damalige Publikum. Hat er eigentlich bereits registriert, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen heute nur noch ein Mitbewerber in einem Meer von privaten Fernsehsendern ist, oder hat er diese Entwicklung ebenfalls verpasst?

    Teilweise kann ich seine Frustration zwar verstehen: Natürlich SOLLTEN sich auch moderne Jugendliche für Atomkraft interessieren, denn dieses Thema ist keineswegs weniger bedeutend geworden, nur eben aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, verdrängt durch andere Themen, verschwunden (und ist das wiederum letztlich nicht Schuld der Medien?) – aber wenn man seine Sendungen bewusst am Interesse seiner potenziellen Zuschauer vorbei gestaltet, dann kann es einem nicht gelingen, diese zurück zu gewinnen.

    Hier in Deutschland gilt das Publikum von ARD & ZDF ebenfalls eher als überaltert, auch wenn sich bei uns die Öffentlich-Rechtlichen zumindest der Bedeutung des Internets bewusst scheinen und in diese Sparte mit einem Elan drängen, der von richterlicher Seite gebremst werden musste. Die Aufgabe ist nicht leicht: Dem vorgeschriebenen Bildungs- und Informationsauftrag in einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums tatsächlich immer kürzer wird, gerecht zu werden. Bei uns ist da gewissermaßen eine „Flucht nach unten und zur Seite“ zu beobachten: Einerseits passt sich das Niveau, insbesondere bei Unterhaltungssendungen, immer mehr den Privaten an (und hinkt daberi aber zwangsläufig dessen Innovationen hinterher); andererseits werden die anspruchsvollsten Inhalte bequem auf Spartensender (Arte, 3Sat) ausgelagert, um die Quoten der Hauptsender nicht zu gefährden, welche mehr oder weniger publikumskonform, aber letztlich sinnfrei irgendwo zwischen Gottschalk und Boklen navigieren.

    Es fehlt einfach der Druck, etwas Neues zu machen: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen der 70er ist nicht mehr zeitgemäß; die private Medienlandschaft und das Internet sind jedoch auf Grund ihrer kompromisslosen Gewinnorientierung keine geeigneten Vorbilder. Ein neuer Ansatz wird gebraucht. Wer allerdings könnte hier eine Neustrukturierung initiieren? Die bürokratischen Proporzstrukturen bei ARD & ZDF (ist das in Österreich genau so?) jedenfalls sind auf einen Umbruch nicht ausgelegt.

  20. […] mal so als weiterer Gedankenanstoß zum Aufreger von gestern (dritter Link). Die Kultur hat sich in den letzten 20 Jahren wohl tatsächlich grundlegend […]

  21. “Scheiss Internet” | ZINNAGLISM said, on November 9, 2008 at 7:56 pm

    […] Sebastian Bauer hat das ganze sehr schön zusammengefasst was heute beim Elevat Festival in Graz vor sich ging. […]

  22. Margit Hinke said, on November 9, 2008 at 8:19 pm

    ein wahrer’kenner’der zielgruppe, … schade, das das ganze nicht mitgefilmt wurde? gaebe ohne zweifel einen netten clip auf youtube – ich bin mir sicher, damit wuerde lorenz letztendlich doch ‚in touch‘ mit der zielgruppe kommen … ende gut – alles gut 😉

    auf jeden fall vielen dank fuers posten
    m.

  23. Udo said, on November 9, 2008 at 8:45 pm

    Der Lorenz ist schon ein Lachschlager. Bemängelt einerseits die Artikulationsfähigkeit junger Menschen und verwendet andererseits Kraftausdrücke wie „scheiß Internet“. Hört sich der eigentlich manchmal selber zu beim Reden? Wohl eher nicht. 😀

  24. rigardi.org - Politik kommentiert. said, on November 9, 2008 at 10:02 pm

    […] allerseits unter Beschuss. Eben erst hat sich der Programmdirektor Wolfgang Lorenz spektakulär als publikumsfremd geoutet, und aus Kärnten wird seit der Haidermania-Satire von Stermann & Grissemann scharf […]

  25. bruckner said, on November 10, 2008 at 9:59 am

    die ORFsche krankheit: we don’t want a change!

  26. […] Der Griff in den Gatsch In Uncategorized on November 10, 2008 at 12:08 Uhr nachmittags https://sebastianbauer.wordpress.com/2008/11/08/wolfgang-lorenz/ […]

  27. Klaus Unterberger, ORF Dialogforum said, on November 10, 2008 at 5:42 pm

    Wolfgang Lorenz ist bei der Diskussion offensichtlich eine Art Majestätsbeleidung gelungen.
    Klar , dass der Lorenz-Sager vom „Sch-Internet“ aufregt und für einige Empörung sorgt. Abgesehen von der Tatsache, dass die Aussage in der Diskussion (natürlich) als Reaktion auf eine vorhergehende Wortmeldung gemeint war und nicht das Resultat einer profunden Medienanalyse ist, hat Lorenz damit etwas angesprochenen, das man durchaus diskutieren darf: Selbstverständlich geht es in der öffentlichen Kommunikation auch um gesellschaftliche Relevanz. Daher ist es ein intellektueller Kurzschluss das Medium Fernsehen (oder auch Radio) gegenüber dem Internet abzuschreiben. Wer immer an Kritik, an einem lebendigen Diskurs , an Gesellschaftspolitik, an sozialer Verantwortung interessiert ist wird es wohl wichtig finden, dass diese Auseinandersetzungen in allen gesellschaftlich relevanten Medien geführt werden. Im Fernsehen und Internet. In den communites, in den freien Radios, in den Printmedien und natürlich auch im gebührenfinanzierten Rundfunk! Deshalb haben KritikerInnen auch recht: Der ORF braucht Plattformen und Ausdruckmöglichkeiten für junge, engagierte und kritische Öffentlichkeiten, selbstverständlich auch im Netz. Gerade weil der ORF diese Herausforderung sieht und annimmt (die Existenz von orf.at ist ja wohl bekannt), führen wir diese Debatte -auf Initiative des ORF- auch am Elevate Festival. (… und der als jugend-und publikumsfremd bezeichnete Lorenz verantwortet immerhin Programme wie WÖ mit Steermann und Grissemann, den euro.film, den dok.film etc…).
    Wesentlich ist: Das Internet IST gesellschaftlich relevant und daher für die öffentliche Kommunikation von enormer Bedeutung. Das ist eine entscheidende Herausforderung für den ORF, der sich jedoch nicht von der Wirkung, der Bedeutung und der Zukunft des Mediums Fernsehen verabschieden wird. Zukunft in den neuen Medien heisst nicht, dass Traditionalisten das Fernsehen verteidigen und Modernisten das Internet als einzige Lösung demokratiepoltisch relevanter Kommunikation wahrnehmen, sondern die Antwort auf eine ganz einfache Frage: Wie bekommt der/die einzelne MediennutzerIn (und zwar alle !) vertrauenswürdige, von Parteien und wirtschaftlichen Lobbies unabhängige und kompetente Information und Unterhaltung? Das ist eine Frage der Kommunikationsqualität, zu der öffentlich rechtliche Medien einen wesentlichen Beitrag leisten können. Wer glaubt, dass sich mit der „Befreiung“ von der „Zwangsgebühr“ die Medienqualität bessert, darf sich gerne an der audiovisuellen Qualität der in internationaler Konzernstärke organisierten privaten kommerziellen Programmanbieter orientieren. Sie prägen die Medienwirklichkeit mit Dschungelshows und einer auf‘ s Spekulative reduzierten Informations- und Unterhaltungsqualität und nicht mit einer Internet-Performance, die das demokratiepolitische Rückgrat der Blogger-Generation stützt.
    Was mich (als leidenschaftlicher Öffentlich-Rechtlicher) betrifft: Ich bin für Aufregung, für Auseinandersetzung und Kritik (die auch die KritikerInnen einschliesst), für Menschen, die sich in Diskussionen einlassen und vor allem dafür, dass sich der ORF bewegt und sich nicht als diplomatische, zu allen nette und unverbindliche Correctness-Verwaltungsmaschine darstellt, sondern als lebendiger, kritischer -und warum eigentlich nicht?- zuweilen provozierender Teil der österreichischen Gesellschaft.
    Eine weitere Debatte ist eröffnet und der ORF ist mittendrin: Gut so. Wer Zukunft will, muss auch was aushalten.

  28. […] Lorenz und das Internet … 08Nov08 Nachdem zuerst Sebastian Bauer und nach ihm außerdem Heinz Wittenbrink, Schneeengel, Michael Thurm und sogar Michael Neumayr, der […]

  29. sebastianbauer said, on November 10, 2008 at 7:26 pm

    @ andreas pischner: “Die bürokratischen Proporzstrukturen bei ARD & ZDF (ist das in Österreich genau so?) jedenfalls sind auf einen Umbruch nicht ausgelegt.”

    ja, das trifft auch auf österreich zu, obwohl ich jetzt nicht weiß, wie es in deutschland genau aussieht. und auch sonst kann ich nur zustimmen (auslagerung anspruchsvoller inhalte, anpassung an privatfernsehen).

    @ klaus unterberger: “Daher ist es ein intellektueller Kurzschluss das Medium Fernsehen (oder auch Radio) gegenüber dem Internet abzuschreiben.”

    ebenso sehe ich es als intellektuellen kurzschluss, das ‘neue’ medium internet gegenüber den ‘alten’ medien tv, radio und print abzuschreiben. und genau das hat herr lorenz einige male intensiv getan und sich noch dazu in der wortwahl sehr vergriffen. das er damit aber unrecht hatte, zeigt diese diskussion, die unter anderem mittlerweile auch der standard führt.

    “Wesentlich ist: Das Internet IST gesellschaftlich relevant und daher für die öffentliche Kommunikation von enormer Bedeutung. […] Ich bin […] vor allem dafür, dass sich der ORF bewegt und sich nicht als diplomatische, zu allen nette und unverbindliche Correctness-Verwaltungsmaschine darstellt”

    freut mich, dass sie das so sehen, herr lorenz teilt diese sichtweise leider nicht. zumindest vergangenen freitag hat er es nicht getan. ich will ihm hier natürlich nicht abschreiben, seine meinung übers wochenende geändert zu haben, im gegenteil, es würde mich sehr freuen.

  30. […] über die Bühne ging. Ich war leider am Mittwoch noch nicht in Graz, aber bei Sebastian Bauer gibt’s eine gute Zusammenfassung des Eklats: Bis auf einmal Prof. Wolfgang Lorenz, der […]

  31. schneeengel said, on November 10, 2008 at 8:38 pm

    @klaus unterberger ich war auch anwesend und einer der zwei leuten, denen der lieber herr programmdirektor ins gesicht gesagt hat, dass es ihm scheiß egal ist, ob wir den orf gucken. mir geht es gar nicht mal so sehr um die äußerung scheiß internet. viel erschreckender finde ich, dass sich jemand als programmdirektor des orf so gegen das internet sträubt. und das hat er am freitag. es fielen noch solche sätze wie, dass sich das internet nicht durchsetzen wird (in welchem jahrhundert lebt der mann?! – und er sollte vielleicht nicht so viel gates zitieren, der so was anfang der 90er auch mal behauptet hat) – ach ja, und dass wir uns davon verabschieden sollen, mit dem internet etwas bewegen zu können. und zum thema „Gerade weil der ORF diese Herausforderung sieht und annimmt (die Existenz von orf.at ist ja wohl bekannt)“: hier soll mir doch wohl nicht grad orf.at als hochinteraktive multimediaplattform verkauft werden – oder?!
    und zum abschluss: wenn sie „für Menschen, die sich in Diskussionen einlassen“ sind, bin ich auf ihrer seite. ihr programmdirektor scheint dann aber vielleicht langsam die pension verdient zu haben…

  32. […] Wolfgang Lorenz oder warum sich das junge Publikum des ORF in Grenzen hält « Alles und Nichts (tags: ORL Lorenz Internet TV elevate Medien) […]

  33. Mazinga Z said, on November 11, 2008 at 1:23 am

    …der arme alte Mann….

    Minderwertigkeitsgefühle?

  34. […] bei einer Panel-Diskussion am Elevate-Festival. In einem allerersten Blogpost am nächsten Tag berichtete Sebastian Bauer: Hat er das gerade wirklich gesagt, “scheiß Internet”? Er hat! Und wird nicht müde es zu […]

  35. Heinz Wittenbrink said, on November 11, 2008 at 1:21 pm

    @Klaus Unterberger: Es ist schade, dass wir mindestens zu einer Häfte des Themas – den commons – nicht gekommen sind. Hier kann der ORF eine wichtige Rolle spielen, und hier würde er sicher Unterstützung aus der Web-Öffentlichkeit erhalten, wenn er nur selbst endlich offensiver agierte. Solange aber alle ritualartig wiederholen, wie wichtig das Fernsehen ist, kann es zu einer wirklichen Öffnung für das Web (wie etwa bei der BBC) nicht kommen. Im ORF muss der Gedanke, dass sich das Fernsehen zum Web so verhält wie die CD zu MP3, erst einmal gedacht werden; man muss sich wenigstens einmal vorstellen, dass er wahr sein könnte. Dann erkennt man, dass die Mittel im Augenblick vielleicht in die falsche Richtung geleitet werden. Ich weiß: Dem ORF sind die Hände gebunden. Aber das gilt für die BBC nicht weniger, und trotzdem ist sie ein Vorreiter.

  36. […] Sebastian Bauer (Augenzeuge), Schneeengel.de, ScheissInternet.at […]

  37. Das Denkfabrikat - Wir sind die Zukunft. said, on November 11, 2008 at 5:40 pm

    […] ging, wird Herr Lorenz wahrscheinlich nicht so schnell vergessen. Was sich da abgespielt hat, hat Sebastian Bauer live erlebt und gleich im ach so bösen Quotenkiller Internet verbreitet: „Unglaublich, was sich […]

  38. […] is mir wurscht“-Haltung zeigte er auch neulich beim Grazer Elevate-Festival (Augenzeugenbericht hier). Da zog er wörtlich über das „scheiß Internet“ her und machte jene Teile des Publikums […]

  39. […] war zwar (leider) nicht anwesend aber es gibt genug Leute die darüber berichtet […]

  40. Boris Böttger said, on November 12, 2008 at 5:16 pm

    @Klaus Unterberger: Es gibt wohl kaum ein Medium in Österreich, das so offensichtlich von den Parteien in der Führungsschicht besetzt ist wie der ORF. Wenn man den Oberösterreichischen Nachrichten von heute Glauben schenken darf, dann wird schon über Neubesetzungen diskutiert. Der ORF ist ja eben nicht alleine ein Fernsehsender und entsprechend eigenartig mutet seine Haltung gegenüber anderen Verbreitungsformen an. Der ORF soll ruhig eine den Spielregeln des freien Marktes abgehobene Stellung beziehen dürfen was den Inhalt betrifft und entsprechend auch weniger Populäres aber gesellschaftspolitisch wichtige verbreiten. Von der Verbreitung her muss er aber technisch gesehen dem Trend folgen, weil er sonst seine Inhalte nicht los wird. Beide hauptsächlich zitierten Aussagen mit „sch..“ sind damit keine Majestätsbeleidigung wie von Ihnen pointiert formuliert, sondern irritierend und falsch. Gegen das Internet so zu „argumentieren“ ist Polemik, gegen den eigenen Seher so vorzugehen ist schlichtweg dumm.

  41. […] 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,10, 11, 12, 13, 14 […]

  42. […] Laufe der Diskussion gingen dann die Wogen wohl zu hoch. Herr Prof. Lorenz sprach vom "Schei Internet" und foderte die jungen Leute auf, sich da zu uern, wo sie der ORF auch hren knne. Die […]

  43. g.pinkernell said, on November 13, 2008 at 11:18 am

    …und was ist, wenn herr lorenz recht hat ?

  44. Klaus Unterberger, ORF Dialogforum said, on November 13, 2008 at 4:04 pm

    viele einwände sind richtig. trotzdem denke ich, dass uns die aufregung über den Lorenz-Sager nicht wirklich weiterbringt. Es geht doch um Inhalte: Um Informations- und Unterhaltungsqualität in der Flut an Kommerzialisierung und Nivellierung und um die Frage, ob und wie sich die kritischen Stimmen, die Gesellschaftspolitik, die Öffentlichkeit und ihre Anliegen überhaupt noch behaupten können. Keine Frage: Der ORF ist gefordert. In allen Medien, natürlich auch im Netz! Lorenz ist ein leidenschaftlicher Streiter für die Gemeinwohlorientierung des ORF, der auch für einige wichtige Programminnovationen verantwortlich ist. Wer aus seinen Äußerungen an dem Abend für Innovation, für Bewegung, für eine lebendige Kultur des ORF ausschließlich ein wildes heftiges ORF bashing ableitet, übersieht die Chance, die öffentlich-rechtliche Medien darstellen. Es geht dabei nicht um Wehleidigkeit, sondern um die Tatsache, dass öffentliche Kommunikation nicht nur ein Geschäftsmodell sein kann. Gegen das Internet zu argumentieren ist Blödsinn, es geht darum alle Möglichkeiten zu nützen um einen gesellschaftlich relevanten und lebendigen (gemeinwohlorientierten) Rundfunk zu ermöglichen. Deshalb hat auch Lorenz keine Sekunde gezögert in Graz mit zu diskutieren und wer dort war, weiss, dass es eine lebendige und offene Diskussion war und keine Kriegserklärung, wie das jetzt in einer art Schlagzeilenkultur den anschein hat. Es geht um eine inhaltliche Diskussion, um Reform, um Innovation!

  45. Richard Pyrker said, on November 14, 2008 at 10:13 pm

    @Klaus Unterberger: So habe das zumindest ich nicht empfunden. Gerade an der Emotionalität seiner Aussagen war mir vor Ort sofort klar, dass ihm das Publikum vor seinen Augen …egal ist. Und eben auch das Medium, in dem es nun weiter diskutiert – natürlich nicht ohne dass es bereits im Saal zu Protesten gekommen ist!

    Erstaunlich, dass Unwissenheit zu Überheblichkeit führen kann. Das war keine Kriegserklärung, sondern Ignoranz. Von jemandem, der das Programm eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks steuert.

    Was mich freut, ist die Diskussionsbereitschaft einiger Menschen, die trotzdem für spannende und ebenso wichtige Beiträge beim ORF verantwortlich sind.

  46. Arbeitstitel said, on November 20, 2008 at 12:37 am

    […] gut, das darf ich sowieso nicht weitersagen. Aber dafür könnte ich meine Meinung zur Meinung des Herrn Lorenz und seinem pösen Internet zum Besten […]

  47. […] ) ist in der Blogosphäre eine Diskussion über den ORF und das Internet entstanden (1 2 3 4 5 6 7 8 …). Soweit ich die Diskussion mitbekommen habe, geht es vor allem darum wie […]

  48. Gerald - hyperkontext said, on November 26, 2008 at 9:05 pm

    Manueller Trackback:
    Rezension: Das Google-Imperium
    http://hyperkontext.at/weblog/artikel/rezension-das-google-imperium/

    […] Ein plumperes Beispiel des monokausal denkenden „Entscheiders“ – angereichert mit verbalen Fäkal-Auswürfen – lässt sich nur mehr schwer finden. […]

  49. […] sprach er von dem “Scheiß-Internet” (inzwischen ein geflügeltes Wort der Blogosphäre). Er ging sogar noch weiter. Im Verlauf wurde klar, dass er von dem Internet, in das sich die […]

  50. Andy2002 said, on November 15, 2009 at 5:37 pm

    Solche Äusserungen eines Programmchefs im Fernsehen hätten eine
    riesige Welle verursacht. Im Internet interessiert sowas kein Schwein
    mehr.

    Die Frage nach dem „Wozu“ stellt sich für mich bei dieser ganzen
    Veranstaltung. Das Internet braucht kein ORF. Es braucht auch nicht
    die geistigen Ergüsse von Radiomoderatoren oder
    Journalismuslehrstühlen.

    Ignoriert diese Leute einfach, je schneller diese in der Irrelevanz
    landen in der sie hingehören desto besser.

  51. […] dieser Stelle ein Zitat aus Sebastian Bauers Blog, der bei Lorenzs historischer Rede anwesend war: Bis auf einmal Prof. Wolfgang Lorenz, der […]


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